Das supertolle ZIMT-Magazin, das „Magazin für die Psyche“, hat mich eingeladen, einen Gastbeitrag zu schreiben. Und siehe da, es geht um Diagnosen und was in dir ablaufen könnte, wenn du deiner Sterblichkeit gegenüber stehst:
Und hast du auch deine Ernährung umgestellt? 🍎🥦🥩🍔🥗🤔
Heute ist mir gratuliert worden. „Beeindruckend, was du geschafft hast – wie du mit der Krankheit umgegangen bist.“ Gemeint war der Hodenkrebs, vor allem die Knochenmetastase. „Hast du auch deine Ernährung umgestellt, damit es dir jetzt so gut geht?“ Um ehrlich zu sein: nein. Ja, ich hatte meine Ernährung kurz nach der Diagnose umgestellt, als Vorbereitung auf die Chemotherapie. Während der Therapie hat das aber nicht mehr funktioniert. Ich brauchte die Energie und hab sogar wieder vermehrt Fleisch gegessen.
Mittlerweile esse ich alles, worauf ich Lust habe. Ich hab meine Ernährung nicht umgestellt. Oder was ich umgestellt habe: Meine Einstellung zur Ernährung. Wenn ich keine konkreten Allergien oder Unverträglichkeiten habe oder es starke Indizien auf diese gibt, bringt es für mich nichts, bestimmte Ernährungskonzepte einzuhalten. Wenn das Einhalten von Diätempfehlungen das Leben mehr beschneidet, als es mir hilft, ist die Ernährung nicht passend. Mich hat es nämlich damals gestresst, mich an bestimmte Ernährungskonzepte zu halten. Und wir wissen alle, wie Stress auf den Körper wirken kann.
Was ich gemacht habe, um gesund zu werden? In erster Linie hatte ich extrem viel Glück. Hodenkrebs ist auch in fortgeschrittenen Stadien gut heilbar. Also hab ich mich der evidenzbasierten Standardtherapie unterzogen. In zweiter Linie hab ich dafür gesorgt, den Stress zu reduzieren, speziell den Disstress, also den negativen Stress. Yoga, Meditation, genügend Ruhezeiten, Schreiben und Lesen, Sport, Singen (im Chor und privat bei einer Gesangslehrerin), eine neue Arbeit, die sinnstiftend ist, daneben Krebsaktivismus und Moderation von Selbsthilfegruppen, und nicht zu vergessen: viel sozialer Austausch.
Ich sag nicht, dass das einfach war oder ist. Als jemand, der mal eine generalisierte Angststörung diagnostiziert bekommen hat, gehört Disstress zur Lebensrealität dazu. Es dauert lange, diese Lebensrealität zu ändern, Angst und Stress nach und nach immer weiter aus dem Leben zu verdrängen – und wenn beides doch durch die Tür platzt, mit einem Lächeln und viel Gelassenheit darauf zu reagieren. Ist Ernährungsumstellung sinnlos? Keinesfalls. Für mich bringt Stressumstellung viel mehr.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen feinen Feierabend. Lasst es euch gut gehen und bleibt gesund! 🤗
Es muss mehr geredet werden. Es muss geredet werden über Krebs. Talk about Cancer, wie wir bei Kurvenkratzer gern sagen. Das Tabu auflösen, die Krankheit entstigmatisieren, die damit verbundenen Probleme bewusst machen, an Vorsorge und Früherkennung erinnern, Betroffenen helfen.
Ein einfacher Weg, Krebs und die damit verbundenen Themen ins Gespräch zu bringen, sind die alljährlich stattfindenden „Gedenktage“. Eine Liste mit 75 dieser „Cancer Awareness Days“ habe ich für das Kurvenkratzer-Magazin zusammengestellt:
Wie gelingt es einer menschlich durchmischten Krebs-Community im DACH-Raum, in ihrem Krebsaktivismus an einem Strang zu ziehen? Beim „InfluCancer 2021“, dem ersten Onlinekongress für Patient*innenstimmen hat der Verein Kurvenkratzer-InfluCancer den Grundstein dafür gelegt.
Patient Advocacy, Lebensqualität und Sensibilisierung sind die großen Brennpunktthemen, sowie die Frage nach der Identität als Krebspatient*in. Für das Kurvenkratzer-Magazin habe ich einen Blick auf die erarbeiteten Kernthemen geschrieben:
Wie ein Meteorit schlägt eine überraschende Krebsdiagnose in das Leben ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß oft nicht, wie mit dieser neuen und verwirrenden Situation umzugehen ist. Alles schien bisher in gewissen Bahnen zu verlaufen, auf denen mehr oder weniger kontrolliert von Haltestelle zu Haltestelle gesteuert wurde. Aber plötzlich verschieben sich vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten.
Für das Kurvenkratzer-Magazin habe ich als Online-Redakteur nun meinen ersten Artikel geschrieben. Er handelt davon, wie eine überraschende Krebsdiagnose das Leben auf einen Schlag ändert, und was in dieser Akutsituation am besten hilft. Entstanden ist eine Liste von 7 Tipps für die Handhabung des Notfalls, also wenn bei einem selbst oder einer*einem Angehörigen vor unmittelbarer Zeit Krebs diagnostiziert wurde.
Der Claim von Kurvenkratzer, so wie ich nun einer bin: „Wir sprechen über Krebs. Laut.“
Übrigens ist dieser Artikel der Start einer Serie von Hilfestellungen für alle häufigen Situationen während einer Krebserkrankung – vom medizinischen Gespräch, über Bestrahlung und Chemotherapie, bis zu den Nachsorgeuntersuchungen und zum Reha-Aufenthalt. Seid also gespannt, was noch alles folgt!
Warum ist immer wieder aufstehen so wichtig, auch wenn wir noch so oft auf die Nase fallen? Mit dem Psychoonkologen Alf von Kries habe ich über Männlichkeit, Kontrollverlust, Fremdbestimmung und Scheitern gesprochen, sowie welche Bewältigungsstrategien sich auf dem Weg zur Selbstwirksamkeit anbieten – jetzt online im Kurvenkratzer-Call „Ein Fenster in die Psychoonkologie“ von InfluCancer auf Facebook und YouTube! 🙌