Ali Mahlodji: Und was machst du so?
Mit einer wunderbaren Leichtigkeit plaudert Ali Mahlodji über sein bisheriges Leben, das an vielen Stellen alles andere als leicht war. In seinem neu erschienenen Buch »Und was machst du so?« beschreibt er seinen Werdegang vom Flüchtlingskind zum Schulabbrecher, mit vielen Stationen in den unterschiedlichsten Jobs, bis hin zum internationalen Unternehmer und Gründer von whatchado. Auch wenn sein Weg bislang von Schicksalsschlägen durchsprengt war, liest sich sein Werk wie einer seiner Vorträge vor Schülern oder Konferenzpublikum: Locker und lässig, wie dem Autor eben der Schnabel gewachsen ist. Aber auch die nachdenklich-reflektierte Seite seiner Seele kommt gehörig zur Geltung.
Mahlodji verwirklicht sich mit seinem Start-Up-Unternehmen einen Kindheitstraum. Den Traum, vom »Handbuch der Lebensgeschichten«, um Kindern und Jugendlichen aufzeigen zu können, welche Berufe es abseits der »Klassiker« Ärztin, Bauarbeiter und Friseurin noch gibt. Aber auch, um den nachfolgenden Generationen Entspanntheit zu lehren, denn jene Jobs, die wir in zehn Jahren ausüben, die gibt es jetzt noch gar nicht.
Der Autor stellt klar, dass das Wichtigste die Bildung ist, die Bildung unserer Kinder, die in Wahrheit unser Kapital sind, und eben nicht das Geld. Warum investieren wir also nicht mehr in angemessene Bildung, begonnen bei den Kindergärten? Mit seinen Auftritten in Schulen bricht Ali Mahlodji auf hemdsärmelige Art mit den verkrusteten Strukturen des Bildungsbereichs. Er ist ein »Macher«, was Ideen und Problemlösungen anbelangt. Mit seiner ehrlichen und herzlichen Art kommt er eben gut an bei den Jugendlichen, die im Allgemeinen wenig Selbstwirksamkeit gelehrt bekommen, sondern eher nur Frontalunterricht genießen dürfen.
Warum haben so viele Menschen Angst und wagen nichts? Bleiben in ihrem Hamsterrad, angetrieben von den Prozessmaschinen der großen Konzerne? Warum wagen sie keine berufliche Veränderung, wenn es ihnen körperlich schlecht geht, wenn sie Schmerzen haben? Warum hören die Menschen nicht mehr auf ihre Träume oder lassen sie komplett links liegen und beachten den Ruf ihrer Seelen nicht? Mahlodji hat an vielen Stellen des Buchs die Antwort auf diese Fragen. Er zeigt auf, was im Großteil unserer Unternehmen, die einer Wirtschaft der Geldgier verfallen sind, schief läuft.
Ich wünsche mir, dass nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber und alle Führungsebenen dazwischen Mahlodjis Buch lesen und sich dadurch unsere Managementkultur vielleicht ein bisschen zum Bessern verändert. Hin zu mehr Wertschätzung und Menschlichkeit. Ali Mahlodji fordert in seinem Unternehmen Freiheit und Selbstverantwortung seiner Mitarbeiter ein. Er geht sogar so weit, sich selbst ersetzbar zu machen, und verwirrt damit viele andere Manager, die mit ihm ins persönliche Gespräch kommen. Es ist so ein fundamental anderer Ansatz, wie ihn viele der »alten Chefs« einfach nicht kennen.
Dieses Buch lehrt die Dankbarkeit. Jene Dankbarkeit, die in unserer westlichen Welt so oft unter die Räder kommt und schon fast vergessen erscheint. Dankbarkeit am Leben, den Eltern gegenüber, den eigenen Lehrern und auch den besonderen Momenten gegenüber, dem, was das Leben an Zufällen für uns parat hält, daran erinnert uns Ali Mahlodji an vielen Stellen. Besonders die Dankbarkeit an seinen Vater und dessen unzählige Weisheiten bleiben lebendig in Erinnerung.
Und es lehrt uns das Loslassen, wie es ist, sich voll auf das Risiko einzulassen. Dass dann ganz viel Schönes entstehen kann. Damit wir endlich verstehen, dass das Leben keine Generalprobe ist.
Ali Mahlodji: Und was machst du so? (Econ 2017)